Misericordias Domini, 28.4.1968 Eberhardskirche/Tübingen
79, 1-6 Gelobt sei Gott im höchsten Thron
77,1-3 Jesus Christus, unser Heiland
88, 7.8 Wach auf…
88, 9.10 Wach auf…
1.Petrus 2, 18- 26
Liebe Gemeinde!
Dass wir als Christen zu unserem Herrn Jesus Christus
gehören – das wissen wir. Aber wo das nun eigentlich ist: Das wissen wir schon
nicht mehr so genau. Mag sein, dass einer gerade in den Tagen zwischen Ostern
und Himmelfahrt in seinen Gedanken ausschweift, den Herrn in seiner himmlischen
Herrlichkeit sucht und sich selbst im Traume dorthin versetzt. Jedenfalls:
Unser Abschnitt aus dem 1. Petrusbrief, der holt uns auf den Erdboden zurück –
gerade dann, wenn wir fragen, wo denn unser Herr Jesus Christus sei. Ich will
in einem Satz sagen: Wollt ihr bei eurem Herrn Jesus Christus sein – dann setzt
euch zwischen die Stühle.
1.
Natürlich habe ich das nun sehr grob und deutlich gesagt –
so gehört sich`s auf der Kanzel. Wir sollen begreifen: Das ist eine Zumutung.
Ich kann euch das nicht ersparen - jetzt das Denken – aber das ist noch das
wenigste. Heimatlosigkeit – Fremdheit. Zwischen den Stühlen: Wenn sie jetzt
hetzen, dann können wir nicht gemeinsam mit Front machen. Das erzeugt ja eine
so schöne Wärme und Gemeinschaft – wenn man gemeinsam für eine rechte Sache ist
– und natürlich dann gegen die, die dabei stören: Also gegen die Kommunisten,
die Aufrührer, die Brandstifter, - und für Ordnung und Recht und dafür, dass
jeder seine Sache hat und genießt.
Das ist hier die Zumutung,
da auszubrechen – als Mahnung an die Knechte, die Sklaven. Wir wissen, was das
ist, auch wenn`s uns ferne liegt: Menschen, die nicht anders dran waren, als
das Vieh ohne Recht; nur dadurch notdürftig geschützt, dass sie einen
Geldeswert darstellten. Es ist verständlich, das sie sich dagegen wehrten: Wenn
wir schon kein Recht haben, halten wir uns auch nicht an das, was sie Herren
für Recht achten. Wem nützt das denn, wenn einer nicht stiehlt, achtsam und
fleißig ist, die Wahrheit sagt – bloß den Herren. Wir können uns vorstellen,
wie solche Gedanken diesen rechtlosen Menschen kommen mussten, denen jedes
Recht verweigert wurde. Sie haben sich zu recht dagegen aufgelehnt, wie sie
konnten – unter Missachtung der Moral, die doch bloß den Herren nützt, den
Freien, Reichen und Besitzenden. Und wenn einer wegen solcher Auflehnung
bestraft wurde – wie soll man einen Unfreien, Besitzlosen anders strafen, als
indem man ihm Schmerzen zufügt – so war er für seinesgleichen ein Held. Die
Herren Moral – auf den Nutzen der Freien und Besitzenden zugeschnitten –
erzeugt eine Sklavenmoral. Die Solidarität der Nutznießer zwingt zu einer
Solidarität der Benachteiligten: Das ist ein Sachverhalt, den wir schon
begreifen. Nun werden da also die Sklaven, die den christlichen Glauben
angenommen hatten, ermahnt, dabei nicht mitzumachen: Nicht sich gegen die
Herren Moral auflehnen, auch wenn das Strafe kostet. Sondern den Herren
untertan sein. Ich sagte vorhin: Zwischen den Stühlen, da ist der Platz, der
den Christen angewiesen wird. Eine Zumutung in der Tat – für die Leute damals;
für uns heute vielleicht auch – das heißt wenn wir`s begreifen und ernst
nehmen.
Heraus aus der Selbstverständlichkeit: Wir sind für Ordnung,
Ruhe, Sicherheit, Besitz und Eigentum – das gilt gerade so lange, bis wir
begriffen haben: Nichts für uns. Wir gehören in die Distanz. Als Christen sind
wir dazwischen. Auch nicht grundsätzlich auf der Seite der Revolutionäre, auf
der Site der rebellierenden Jungen – die gegen das alles sind. Warum so? Weil uns
das Gute aufgetragen ist. Ist Arbeiten gut, Geld verdienen, genießen? Für den
schon, der es kann. Aber wer kann`s? Wir, die wir glücklicherweise zu den
Reichen gehören – aber unduldsam gegen die Minderheit, die nicht für gut hält,
was wir für gut halten. Es ist eine Zumutung an unser Denken, das einzusehen
und zu begreifen.
2.
Freilich sind wir damit nicht am Ende. Gewiss ist die Moral
ein starkes Band der Solidarität – und es ist schon eine heftige Zumutung,
gerade an unser Denken, aus dieser moralischen Solidarität heraus zu gehen und
den Gruppen-Egoismus zu betrachten, der sich in dieser moralischen Solidarität
ausspricht. Aber das soll ja nun nicht nur eine Sache des Denkens sein, sondern
auch heraus kommen! Dass wir nicht nur innerlich uns distanzieren, sondern auch
im Zweifelsfall ordentlich den Mund aufmachen, ohne Rücksicht auf die Folgen.
Folgen kommen – das Leiden wird hier den Ermahnten in
Aussicht gestellt; freilich ein Leiden um des Guten willen, um des Gewissens
und Gottes willen.
Wer zwischen den Stühlen sitzt – der bekommt dann von beiden
Seiten die Tritte ab! Schön – die Herren sagen: Er ist ein Sklave, man muss ihn
drunten halten, dass er sich fürchtet. Er braucht nun einmal seine Prügel. Die
Sklaven nennen ihn einen Feigling und Überläufer! Zwischen den Stühlen: Wenn
der Pfarrer nicht Gehorsam und Unterordnung predigt, ist er womöglich auch so
ein Kommunist! Das ist gefährlich – zwischen den Stühlen kann man nicht bleiben
– darum die Verlockung, sich zur Verherrlichung und Verteidigung der Ordnung
aufzuschwingen, der Herren-Moral, einer freilich moralischen Herren-Moral: Man
kann ja den Herren ermahnen, mit seinem Sklaven nach Billigkeit zu verfahren:
Die Härte des Gesetztes mildern, indem es billig und menschlich angewandt wird!
Schön, so macht es hier der Verfasser unseres Briefes – die
Ordnung, die Unterordnung ist gut, wenn nur auf der anderen Seite diese Ordnung
nach Billigkeit gehandhabt wird: Unterordnung der Bürger unter die Obrigkeit,
der Sklaven unter die Herren, der Weiber unter die Männer, der Kinder unter die
Eltern – wie sich das gehört.
Dann wird es zwar immer auch Leiden geben – bei den
verdrehten, unbilligen Herrn, einer schlechten Obrigkeit etc. Aber das ist nun
einmal zu ertragen. So ist es falsch! Auf Jesus sich damit zu berufen, ist
nicht in Ordnung. Es geht nicht um die, die in der Ordnung leiden. Er hat sich
derer angenommen, die an der Ordnung, einer unguten und unwürdigen
Gesetzesordnung gelitten haben. Wir machen es uns zu bequem, wenn wir meinen,
nur die Menschen seien das, was zu ändern ist, damit die Welt besser und das
Leiden aus der Welt sei.
Aber gerade da wieder der Aufruf, Jesus zu folgen: Zwischen
die Stühle – die Ordnung die noch da ist – und die erträumte, utopische Ordnung
die kommen soll, und wenn sie da ist, ihre Ungerechtigkeiten bringen will.
Unzuverlässig als Bürger, unzuverlässig als ideologische Revolutionäre – das
wäre gar nicht so schlecht.
3.
Warum eigentlich – man mag ja diese Anweisungen und
Richtungsangaben schon einsehen, und dass da irgendwo zwischen den Stühlen die
Gemeinschaft mit Jesus gesucht werden muss. Aber das wäre dann doch ein etwas
seltsamer Glaube – der einfach dem Stifter folgt - die Herde dem Hirten, ohne
weiter nach dem Sinn zu fragen. Nun – es hat da um das Gute! Darin treffen sich
alle. Aber eben um ein Gutes, das nicht einfach fest steht: Gesetz, Ideal,
Moral, Ordnung. Sondern ein Gutes, das erst kommen soll: Gottes Reich. Dass es
so kommen soll, als Gottes Werk, das verlangt von denen, die darauf warten, die
Distanz, die Beweglichkeit, die Offenheit! Nicht die gegenwärtige Ordnung ist
das Gute – aber gerade auch nicht das Schlechte, gegenüber der Utopie radikal
abzulehnen.
Das Gute ist Leiden am Ausstehenden. Darin ist Christus das
Vorbild. Es lässt sich das Gute nicht machen, es ist Geschenk. Darum zwischen
den Ordnungen und Moralen zu erwarten als Gabe Gottes; seine Anerkennung.
Inzwischen sollen wir den Platz halten – bei Jesu Kreuz. Gewiss ist das eine
unbefriedigende Theorie, weil sie mit Gott rechnet. Aber ob es in der Praxis
nicht hilfreich ist?
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Lb. Gemeinde,
eine kurze Vorbemerkung ist wohl am Platz, die den als
Predigttext gewählten Abschnitt betrifft. In der Ordnung der Predigttexte ist
nur der halbe Text vorgeschlagen – Christus hat gelitten für uns! Wohl des
letzten Verses wegen, - ihr wart wie die irrenden Schafe, seid nun bekehrt zum
Hirten und Bischof eurer Seelen. Das passt zum Bild Jesu als des guten Hirten,
das über dem heutigen Sonntag Misericordias Domini steht. Aber dabei ist die
Gefahr, dass wir nach unserem eigenen Geschmack zurecht biegen! Was hier über
das Vorbild Jesu gesagt ist, das ist als Begründung gesagt für eine Mahnung an
christliche Sklaven – dazuhin es deutlich wieder das Vorbild Jesu nach dem
je(sa)janischen(?) Vorbild geformt – das Verstummen Jesu der Gewalt gegenüber
ist von dorther begründet. Wir müssen uns das vor Augen halten, wenn wir uns
nun über diesen ganzen Abschnitt Gedanken machen.
1. Von der Verherrlichung der Ordnung!
Dabei geht es zunächst um das entscheidende Stichwort der
Ermahnung: Untertan sein. Nicht nur die Sklaven werden dazu ermahnt – ihr
Knechte, seid untertan mit aller Furcht den Herren! Vorher heißt es: Seid
untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen – Nachher heißt es:
Desgleichen sollen die Weiber ihren Männern untertan sein!
Das Stichwort ist uns sehr geläufig – Ordnung, die nun
einmal sein muss, und christliches Verhalten als ein Einfügen in diese Ordnung.
Ordnung ist besser als Unordnung; auf jeden Fall! Jeder Versuch, die gegebene
Ordnung anzutasten, ist Aufruhr nicht nur gegen menschliche Einrichtungen,
sondern Aufruhr gegen Gottes Ordnung selbst. So hat man das, was hier mit dem
Stichwort – Untertan sein – beschrieben ist, verstanden und ausgelegt; und es
hat sich damit ein christliches Ordnungsbewusstsein heraus gebildet, das vor
allem unsere Haltung zum Staat weithin bestimmt:
Alles gesetzliche ist gut – alles ungesetzliche ist böse!
Die gesetzlich gegebene Ordnung ist hinzunehmen – und wenn die Menschen gut
sind, dann ist alles in Ordnung. Aber nicht nur dem Guten – dem Billigkeit
übenden Herrn gegenüber gilt die Verpflichtung, sondern auch dem verkehrten
Herrn gegenüber. Der ist dann eben hin zu nehmen, wie Hagel und Unwetter – als
Strafe und Zuchtrute Gottes über die Sünde. Seht, darum hat man in unseren
Kirchen ja Jahrhunderte lang um fromme und getreue Oberherrn gebetet – aber
nicht um eine gute und gerechte Ordnung! Eine Ordnung, die es auch weniger
frommen und getreuen Herren unmöglich gemacht hätte, ihre Macht zu
missbrauchen. So hat man lange Zeit das entsetzliche Unrecht der Sklaverei eben
als unabänderlich hingenommen – bis es dann aus ganz anderen als aus Gründen
des christlichen Glaubens abgeschafft worden ist. Die gesetzte Ordnung ist gut
– wenn die Menschen gut sind, die sich ihrer bedienen. Darum soll der Christ
eben in der Ordnung guter Mensch sein – und für gute Menschen sorgen. So im
Grunde ja auch heute noch: Wir nehmen mit guten Recht die gesetzliche Ordnung
unserer Demokratie ... . Wir bemühen uns, etwa gewissenhaft unserer Wahlpflicht
nach zu kommen, und werden uns sicher auch heute die Frage unserer Stimmabgabe
nicht leicht machen. Hier ist der gesetzliche, der legale Weg, um die eigene
Meinung auszudrücken. Wer das Gesetz für sich hat, der hat das Recht für sich –
das unantastbar ist. ...
Ich will das jetzt nicht weiter ausführen – ich erinnere
daran eben als an den bekannten Hintergrund unserer Überlegungen. Man kann das,
was hier unter Berufung auf die Mahnungen unseres Textes Untertan zu sein,
gelehrt worden ist, durch die Erfahrung in Frage stellen: Wer Gesetz und Gewalt
und die bestehende Ordnung für sich hat – der hat nicht immer das Recht für
sich – nach der bekannten und leider wahren Folgerung: Wer das Geld – hat die Macht
– Wer die Macht hat das Recht –Wer das Recht hat, beugt es auch! Legalität ist
nicht immer moralisch – es ist legal, in einer Zeitung zu hetzen, aber gewiss
nicht moralisch. Es ist gut, wenn wir uns das klar machen, und die Legalität,
die wir schätzen, nicht vergötzen.
2. Fragen wir: Ist das Gute in dieser Ordnung?
Hier ist ein anderes unsere Aufgabe – Genauer zu zusehen, ob
denn die gängige Auslegung unserer Ermahnung stimmt! Ich sagte, hier sei eben
das Stichwort vom Untertan sein aufgenommen worden – und als die Haltung des
Christen der vorgegebenen Ordnung gegenüber eingeschärft worden. Nun ist das in
solcher Ermahnung gesagte nicht das eigentümlich Christliche gewesen, sondern
vielmehr allgemein anerkannte Forderung und Haltung, in der sich Christen mit
Juden und Heiden, mit denen sie zusammen lebten, getroffen haben.
Eigentümlich ist die Begründung – hören wir einmal genau
hin! Dann merken wir sehr wohl, dass die Ordnung, von deren Anerkennung hier
die Rede ist, ein recht spannungsreiches Gefüge war. Eine Ordnung, natürlich,
für die Freien, die Herren, die Besitzenden – eine Ordnung gegen die Unfreien,
Rechtlosen, Habenichtse – so pflegt es ja zu sein! Die haben sich gewehrt, was
auch ganz natürlich ist: Der Sklave ist faul, lügnerisch, diebisch – ist das
nicht sein gutes Recht? Gegen die Gewalt, der er selbst mit Leib und Leben
ausgeliefert war, setzte er sein bisschen Gewalt – Obstruktion, Missachtung.
Nicht der Sklave ist faul, diebisch, verlogen – sondern die Ordnung, die ihn
dazu macht, ist unrecht. (Eine Folgerung, die wir uns hier wohl erlauben dürfen
– übertragen sie das auf näher liegende Objekte solcher Kollektivurteile – den
Schacherjuden, der Nazipresse – vielleicht auch den Studenten, der heilige
Ordnung bedroht – Kommunist, Aufrührer, Anarchist, der er ist!) Wem nicht
passt, was bei uns los ist, der ist Rebell!
Die folgerung ziehe ich – nicht der Text hier! Der will
etwas anderes – ruft heraus aus Spannung und Gegensatz: Ihr Sklaven, lasst euch
nicht zu dem machen, was sie aus euch machen wollen – nicht die gütigen und
gelinden, die menschlichen Herren, sondern die verkehrten! Sie halten euch für
faul, diebisch, verlogen – und mit Recht, weil ihr jenem Bild
euch fügt. Der Sklave braucht seine Prügel – und ihr seid stolz darauf, was
ihr aushaltet! Wieder verständlich: Anerkennung und Ehre braucht der Mensch –
und sei es nur in der eigenen Gruppe. Und gewiss hatten die, die prügelten –
völlig legal, in Ordnung! – damals auch nicht mehr Recht als die geprügelt
wurden.
Damit ist’s nichts! Gnade bei Gott – nicht ehre von diesen
und jenen – denen, die prügeln oder die geprügelt werden – macht die
Menschlichkeit aus. Nicht Anpassung an die Ordnung – sondern die Überlegenheit
des freien Menschen ist der Inhalt der Forderung. Nicht Anpassung, Legalismus,
Konformismus heißt die Forderung – sondern Freiheit, das Gute zu tun.
Nicht der gute Untertan ist der gute Christ! Es ist nicht
umsonst davon die Rede, dass diese Freiheit, das Gute zu tun, Leiden bringen
wird. Warum? Weil diese Freiheit in die Heimatlosigkeit führt – zwischen die
Fronten, und im Zweifelsfall zu den Opfern – den Geprügelten.
3. Wo ist denn dann das Gute, das wir tun sollen?
Ist das wirklich die Meinung des Textes – eine nahe liegende
Frage! Nun, dazu wird Jesu Vorbild angeführt: INRI – der da hängt, ist
Aufrührer gegen die Obrigkeit, er hat sich Gewalt angemaßt, die ihm nicht
zugekommen ist. Natürlich sagen wir: Das ist Verleumdung, Denunziation! Gut –
genau das ist’s ja, jene Zweideutigkeit, vor der wir so Angst haben – irrende Schafe,
die einen festen Pferch wollen, wo sie hinein gehören. Aber nicht das – sondern
Jesus, dieser Mensch dazwischen, in der Zweideutigkeit, der wir uns als Hirte
gezeigt. Bei ihm ist die Freiheit und die Überlegenheit des Guten – und sie ist
also nicht in der Legalität unserer Ordnung. Sicher auch nicht in Anarchie und
Gewalttätigkeit – aber das glauben wir sowieso nicht. Darum brauche ich dazu
auch nichts zu sagen.
Das Gute, das zu tun ist, wäre also, Jesu Fußstapfen zu
folgen. Wohl, wir meinen, das Gute zu kennen: nicht töten, nicht lügen, nicht
Ehe brechen – arbeiten, Ruhe halten, zuverlässig sein. Sich mit dem bescheiden,
was einer hat – das ist doch gut. Unsere Demokratie ist doch gut – unsere
Sicherheit, Ordnung, der Fortschritt, der uns auf den Wahlplakaten versprochen
wird! Die Pressefreiheit, und der Schutz des Eigentums – das ist doch gut. Das
ist Gnade – um des Guten willen zu leiden! Nicht dies und das, was ich
aufzählte, ist gut – so dass wir uns dabei beruhigen könnten. Nichts ist gut –
solange sie in Vietnam und anderswo morden um der Freiheit willen, solange sie
in Indien und anderswo verhungern – solange die Welt geteilt ist, und
Kollektivhass gepredigt wird. Solange unser Volk geteilt ist – nicht nur durch
den eisernen Vorhang, sondern durch Unverstand und böswillige Verhetzung.
Nichts ist gut von alledem – sondern höchstens dem
und jenen nützlich. Verachten wir das nicht. Aber beruhigen wir uns auch
nicht dabei. Das Gute liegt vor uns – wohin uns der Hirte weist.