2. Kor 4,6-10
01.02.1998 (Letzter Sonntag nach Epiphanias), Erlangen-Bruck

EG 442, 1-4 Steht auf ihr lieben Kinderlein
Ps 100
EG 67,1-5 Herr Christ der einig Gotts Sohn
EG 66,8 Jesus ist kommen
EG 303, 1+5-8 Lobe den Herrn
EG 421 Verleih uns Frieden

2. Kor 4,6-10              Mt 17,1-9

Gott, du hast uns deine Herrlichkeit gezeigt im Angesicht deines Sohnes Jesus Christus. Wir bitten dich: Lass uns deine Freundlichkeit wahrnehmen, dass wir dich bezeugen vor allen, die dich nicht kennen, durch unsern Herrn und Bruder Jesus Christus, deinen Sohn ...

Du, unser Gott, unser Licht und Leben, erleuchte uns die Herzen, dass wir deine Herrlichkeit erkennen im Angesicht Jesu Christi. Wir bitten dich für deine Gemeinde an diesem Ort und in der ganzen Welt: Lass uns glaubwürdig werden in unserem Reden und Tun. Gib uns deinen Geist, dass wir deinen Willen erkennen und mit dir übereinkommen.
Wir bitten dich für die Völker und Staaten, für alle, die Macht erleiden und Macht ausüben. Schaffe du Gerechtigkeit und lass uns als deine Kinder miteinander leben nach deinem Willen. Gib allen Menschen, was sie brauchen: Brot und Arbeit, Heimat und Anerkennung. Wehre du der Ausbeutung von Mensch und Natur und erhalte deine Schöpfung in ihrer Fülle und Schönheit.
Besuche die Einsamen und Kranken, geleite die Sterbenden, tröste die Trauernden.
Von deiner Gnade leben wir. Dabei lass uns bleiben in Zeit und Ewigkeit.

Wir sind hier zusammengekommen, um Gottesdienst zu feiern. Vor Gott, der uns besser kennt als wir uns selbst kennen, bekennen wir, dass wir schuldig geworden sind durch vieles, was wir getan haben und was wir nicht getan haben. Darum bitten wir: Gott, sei mir Sünder gnädig.

Predigt zu 2. Kor 4,5-14

Liebe Gemeinde,
mit diesem Sonntag geht die Weihnachtszeit endgültig zu Ende. „Mache dich auf, werde licht! Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“ So werden wir zum Advent aufgefordert. Und unser Predigttext aus dem 2. Korintherbrief des Paulus nimmt das noch einmal auf: „Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten“, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“ An den Anfang der Bibel, an die Schöpfungsgeschichte werden wir damit erinnert: „Und Gott sprach: Es werde Licht; und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war.“
Gut ist es, das Licht. Gut ist es, im Licht zu leben. Gut ist die Erleuchtung, die Gottes Herrlichkeit wahrnehmen lässt. Licht um uns, das sehen lässt. Licht in uns, das erkennen lässt: So ist das gut. Wir können uns des Lichtes freuen. Wir können Gott preisen, der uns sehen lässt!
Aber: Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei. Licht, das uns die Welt zeigt, wie sie ist: Gottes gute Schöpfung. Licht, das unsere Herzen erleuchtet, dass wir Gottes Herrlichkeit erkennen: Das lässt sich nicht anknipsen, wenn uns gerade einmal danach ist. Entzogen ist uns Gottes Herrlichkeit. Davon redet Paulus, indem er Gegensatz auf Gegensatz türmt: Da ist nicht Licht und Macht und Herrlichkeit, da ist nicht die Siegerpose und das Image des Gewinners, das bei denen so wichtig ist, die bei uns das Sagen haben oder es wenigstens haben wollen: Den Wirtschaftsbossen und den Politikern, die nun in ihren Wahlkampf gestartet sind. Oder den jungen Burschen und Mädchen, die vorne dran sein wollen bei ihren Kameraden: Ein Versager, ein Verlierer, ein Loser will doch niemand sein. Doch genau so stellt sich hier der Apostel vor: Verlierer – aber doch nicht verloren. So stellt er sich als Zeuge neben Jesus Christus, den Gekreuzigten: Verlierer, aber doch nicht verloren: „Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu offenbar werde an unserem sterblichen Fleisch.“ Verlierer – aber doch nicht verloren: So wollte es Gott, als er sich in dem Gekreuzigten der Welt präsentierte. Das ist seine Herrlichkeit, wie sie im Angesicht Jesu Christi aufleuchtet. Gewiss: Der Kruzifixus lässt sich vergolden, dass er leuchtet in der Sonne (Kosbach). Aber das kann allenfalls ein schwacher Hinweis darauf sein, wie sich Gott in diesem Gekreuzigten zeigt: Der Gekreuzigte in tiefster Ohnmacht, der Herrlichste in tiefster Schande, der Lebendige im Tod! So verbirgt sich Gott, indem er sich zeigt. So entzieht er sich, indem er sich zu erkennen gibt. Verkehrte Welt ist das. Darauf stößt uns der Apostel.
Wir Menschen spielen auch verehrte Welt. Die Narren besetzen das Rathaus. Ganz normale Leute sind Prinz und Prinzessin und teilen ihre Orden aus. Und die, die sonst den Mund halten müssen, die haben nun in ihren Prunksitzungen und bei ihren Umzügen die Aufmerksamkeit, die sonst nur den anderen gilt, den Großen, denen die Presse nachläuft und die sich in der Öffentlichkeit sonnen und sich so bestätigen lassen, wie wichtig sie sind. Jetzt ist das anders, in der verkehrten Welt des Faschings: Und manch einer hat sich das ganze Jahr darauf vorbereitet, damit er jetzt, wo man endlich auch auf ihn hört, etwas zu sagen hat. Verkehrte Welt ist das – und ich weiß nicht, ob ich nun sagen soll: Das ist bloß ein Spiel. Oder ob ich sagen soll: Ernst ist das. Denn da kommt heraus, wie Oben und Unten, wie Macht und Ohnmacht, wie Ansehen und Missachtung doch auch ganz anders verteilt sein könnten. Dass es so ist, wie es dann wieder herauskommt, wenn mit dem Aschermittwoch diese verkehrte Welt zu Ende ist – das nehmen wir vielleicht hin, weil wir es nicht ändern können. Aber ob es wirklich gut ist?
Wenn Gott selbst verkehrte Welt spielt, dann ist das ganz gewiss Ernst. Und Paulus unterstreicht diesen Ernst ja damit, dass er einschärft: Um Leben und Tod geht es da. Doch gerade so können wir nicht einfach zugreifen und diese verkehrte Welt zurechtrücken. Wir müssten es dann ja besser wissen als Gott selbst und besser machen als Gott selbst. Macht ist Ohnmacht, Ansehen ist Verachtung, oben ist unten – so stellt das der Apostel Paulus dar, indem er auf sich selbst zeigt und darauf, wie er daher kommt: „Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserem Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu offenbar werde an unserem sterblichen Fleisch.“
So sieht das aus, wo Gott selbst verkehrte Welt spielt, damit im Gericht über die Sünde seine Gnade zu uns Sündern kommen kann. Was Gott selbst da tut, das lässt sich nicht einfach herum drehen und nach unseren Maßstäben zurechtrücken. Wir alle haben in diesen Tagen verfolgt, wie die deutschen Bischöfe genötigt waren, mit dem Papst übereinzukommen in der Frage, wie es die Kirche halten wolle mit der Konfliktberatung von Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch erwägen. Soll da dann jener Schein von kirchlichen Beratungsstellen ausgestellt werden, den der Fuldaer Bischof Dyba mit dem bösen Ausdruck „Tötungslizenz“ behängt hat? Sicher: Da ist Gottes Gebot: „Du sollst nicht töten!“ Kann die Kirche in der Verkündigung dieses Gebotes glaubwürdig bleiben, wenn sie solche Beratungsscheine ausstellen lässt? Darüber haben die Bischöfe sicher sehr ernst und gewissenhaft beraten. Was herausgekommen ist, das ist noch nicht ganz klar. Jedenfalls, die Scheine, die soll es nach einer angemessenen Übergangsfrist nicht mehr geben.
Merkt ihr es, wie Gott da mit dem Papst und mit den Bischöfen verkehrte Welt spielt? Nicht bloß, dass die Narren sie verhöhnen dürfen: Die Kirche will ihren Heiligenschein behalten, und darum gibt es jetzt keinen Schein mehr, damit diese Kirche wenigstens scheinheilig bleiben kann! Aber das ist wohl noch nicht das Schlimmste: Da kehrt sich nun dieser verständliche Wunsch nach Glaubwürdigkeit gegen diese Kirche: Wenn Gottes Gebot wirklich verbietet, so zu handeln, wie das bisher geschehen ist, dann macht ihr euch doch selbst zu Übertretern dieses Gebotes, wenn ihr euch nun aus dieser Beratung zurückzieht (vgl. Gal 2!). Wenn die Kirche in dieser Welt heilig und unverworren mit der Sünde bleiben will, dann kann sie ihre Glaubwürdigkeit meinetwegen im Petersdom aufbahren und den Leuten im Heiligen Jahr 2000 vorführen. Dazu eine Erinnerung aus dem 2. Korinther, die kurz vor unserem Abschnitt steht: Die Herrlichkeit des Gesetzes, die hört auf. Da Gott selbst in seinem Sohn verkehrte Welt gespielt hat: Der Gerechte stirbt als Sünder – wird die Kirche, katholisch oder evangelisch, nur dort glaubwürdig bleiben, wo sie sich dem preisgibt, wie das Paulus selbst von sich sagt: Als Verlierer, doch nicht verloren.
Nur so! Damit in dieser verkehrten Welt die Wahrheit gesagt werde.
Wie lässt sich da dann reden? Paulus hat doch geredet, und wir sollen Gottes Herrlichkeit in dem Angesicht Jesu Christi gewiss nicht verschweigen. „Ich glaube, darum rede ich!“, so führt Paulus den Psalm an und folgert: „So glauben wir auch, darum reden wir auch.“ Ich rede jetzt vom Glauben und nicht von der Liebe; das sage ich ausdrücklich, damit ihr nicht dem 218 und dem, was dazu zu sagen und dabei zu tun ist, nachhängt. Wir sehen, wie Gott selbst in Jesus Christus und mit dem Apostel verkehrte Welt spielt. Was ist dann die Wahrheit, Licht außen und Erleuchtung innen? Das brachen wir doch, damit wir nicht in die Irre gehen! Die Wahrheit, die da genannt werden muss, ist unser Bekenntnis: Bekenntnis der Sünde zuerst. Mit dem 51. Psalm (3-6): Gott, du hast recht, dass du so kommst: Ohnmächtig und arm, um uns Sündern deine Gnade zu zuwenden. Du hast recht, du allein – denn wir haben Unrecht, alle ich zuerst: An dir allein habe ich gesündigt und Unrecht vor dir getan!
Nur so, nur so lässt sich diese verkehrte Welt zurechtbringen, dass wir Sünder Gott recht geben in dem, was er getan hat und tut und tun wird. Zu diesem Sündenbekenntnis aber tritt das Bekenntnis zur Auferweckung Jesu Christi: Mit Psalm 118 zu reden: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor unseren Augen.“ So will Gott diese verkehrte Welt zurechtbringen, so hat er sie zurechtgebracht. „Er ist erstanden ...“ Das ist zu sagen angesichts der verkehrten Welt: „Weil wir aber den selben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: Ich glaube, darum rede ich, so glauben wir auch, darum reden wir auch; denn wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird uns auch auferwecken mit Jesus und wird uns vor sich stellen samt euch.“ Amen.