Eph 2, 17-22

14. 6.1980 Ökumenische Tagung          2.n.Trin. Pappenheim

 

 

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Intr. 14

245,1.2                        

100,5-7                       

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Evangelium Lk 14,16-24

 

Herr unser Gott,

der du uns gerufen hast zu deinem Frieden durch das Evangelium, wir bitten dich,

gib uns den Geist deiner Weisheit und Liebe, dass wir allein auf dein Wort hören und in deinem Lichte die Wahrheit finden, durch unseren Herrn Jesus Christus der mit dir und dem heiligem Geiste lebet und regieret in Ewigkeit.

Amen

 

Herr Gott, himmlische Vater,

wir bitten dich für deine Christenheit, dass sie sich zusammenfinde in deiner Wahrheit, gib den Bischöfen und ihren Beratern Mut und Vertrauen in die Kraft deines Wortes und Geistes, dass sie sich von dir leiten lassen zur Einheit des Glaubens und lass uns alle erkennen, wie wir weiter gehen sollen nach deinen Willen.

Wir bitten dich für die Völker, die geplagt sind durch Unfrieden und Angst, Gier und Armut, dass sie Frieden finden. Gib den Regierenden, die Macht haben in unserer Welt, Einsicht, damit sie sich nicht von der Angst leiten lassen, sondern suchen, was dem Wohl aller dient.

Wir bitten dich für uns und alle Kreaturen, die mit uns auf dieser Erde leben, wehre du der Ausbeutung und Zerstörung, der Gedankenlosigkeit und der Zwietracht, dass wir ohne Not leben können in deiner Welt.

Amen.

 

Liebe Gemeinde!

 

Viele unter ihnen haben schon gepredigt und wissen, wie das ist, wenn man einen Text bedenkt. Darum will ich zunächst von einer Erfahrung reden, die ich mit diesem Text gemacht habe. Ich habe mich gestoßen an den beiden Bildern, die da ineinander geschoben sind: einmal ist da die Rede von denen, die ins volle Recht bei Gott gesetzt sind, als Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen. Und dann wandelt sich dieses Bild, und der Text redet von dem Tempel Gottes, der da aus lebendigen Menschen erbaut werden soll. Ich habe mir überlegt, bei welchem dieser Bilder ich nun eigentlich verweilen solle, um daran das Evangelium des Friedens zu verdeutlichen. Und habe dann auf einmal gemerkt, dass ja beide Bilder zusammen gehören, das eine das andere erläutert. Miteinander machen sie das Evangelium aus, das man hier in einem Satz so paraphrasieren kann: Wir wohnen bei Gott, weil Gott bei uns wohnt.

Gott wohnt bei uns: Da ist das Bild des heiligen Tempels – wir selbst gehören dazu zu dieser Behausung Gottes im Geist. Wie geschieht das? Dadurch, dass unser Leben in die Schrift hinein genommen und aus ihr heraus gestaltet wird. So verstehe ich dies, dass die Behausung Gottes auf dem Grund der Apostel und Propheten erbaut ist. Und dass da Jesus Christus der Eckstein ist, das besagt doch, dass von ihm her und auf ihn hin die Schrift richtig verstanden und ausgelegt wird. Ich will dazu noch zwei Hinweise geben:

Einmal dies, dass solches Leben, das durch die Schrift gestaltet wird, nicht ein vereinzeltes Leben ist. Es geht da um Gemeinschaft im Umgang mit diesem Wort, eine Gemeinschaft im Hören und im Reden, Einübung in ein Sprechen, in dem Gott Raum hat. Dieser Raum ist also nicht der einsam denkende Intellekt oder die wortlose Innerlichkeit des Mystikers, sondern das gemeinsame Sprechen und Hören, in dem wir gerade aus uns heraus gehen können, auf das Evangelium zu, das uns gesagt wird. Was sich da ereignet, wo dieses Evangelium zum Wort kommt, das ist die Gestalt jener Behausung, in der Gott bei uns wohnt.

Und weiter dies, dass da unsere unterschiedlichen Geschichten – das, was sich mit jedem von uns zugetragen hat und weiter zutragen wird – versammelt werden in der Geschichte Gottes, die ihre kürzeste Form hat in dem Namen Jesus Christus. Nähe oder Ferne zu dieser Geschichte - zeitliche, räumliche, sachliche Weise oder Ferne wird dort aufgehoben, wo der Friede spricht, in dem unsere Geschichten eins werden mit dieser Geschichte, so, wie wir das in der Feier des Herrenmahles uns bezeichnen lassen. So wohnt Gott bei uns.

Wir wohnen bei Gott. Das ist daraus die Folgerung: „Durch ihn haben wir den Zugang alle beide in einem Geist zum Vater“. Darum sind wir nicht mehr die bloß Geduldeten, Gäste und Fremdlinge, sondern die ihr Recht haben, Bürger mit dem Heiligen und Gottes Hausgenossen. Wo ist das? Die Antwort kann nur lauten: Dort wohnen wir bei Gott, wo Gott ist – zugänglich ist. Wir wissen: er ist überall. Aber gerade da ist dann festzuhalten: er ist nicht überall zugänglich. Vielmehr finden wir ihn im Geist, in dem er selbst bei uns wohnt. Auch dazu will ich noch zwei Hinweise geben:

Einmal dies, dass Gott uns gerade dort zugänglich wird, wo wir die Verknüpfung unserer Geschichte mit der Geschichte Gottes wahrnehmen. Das haben wir nicht in der Hand. Wir können solcher Wahrnehmung vordenken und nachdenken, nicht bloß in der Reflexion, sondern mehr noch in Bitte und Dank. Aber wo uns dann Gott zugänglich wird, da ist das Gottes Geschenk, überraschend und groß.

Und weiter dies, dass gerade hier uns dann die Freiheit eingeräumt ist, die wir uns nicht nehmen können, wenn sie uns nicht gegeben wird. Ich bin so frei – das kann einer nur sagen, wo ihn das Recht dazu gewährt wird. Wo das aber geschieht, da werden wir auch gerne wohnen bei Gott.