Eph 5,1-14
09.03.1980 (Okuli), Erlangen-Büchenbach

Introitus 6
EG 441,1-5 Du höchstes Licht, du ewger Schein
212, 1-4 Christe, du Beistand deiner Kreuzgemeine
EG 262,1-7 Sonne der Gerechtigkeit

Epheser 5, 1-14

Herr unser Gott,
der du uns erleuchtest  durch das Licht deines Wortes und gibst uns die Gewissheit, dass Du uns liebst, wir bitten dich:
Öffne unsere Ohren und Herzen für deine Wahrheit und gib uns den Mut, dir alleine zu vertrauen, durch unseren Herrn Jesus Christus, Deinem Sohn, der mit dir in der Einheit des Geistes lebt und regiert in Ewigkeit.
Amen

Herr, Gott, wir danken dir für deine Liebe. Du suchst uns heim, du weckst uns auf, du erleuchtest uns, du erneuerst uns in der Kraft deines Geistes. Wir bitten dich: Gib deiner Christenheit Mut, in deinem Licht zu leben und zu leuchten in dieser Welt. Gib der Kirche Pfarrer, die nicht den Leuten zu gefallen reden, sondern die das Evangelium ausrichten, und schaff uns allen den Glauben, der vor dir gilt.
Lass die Völker und ihre Regierungen ehrlich miteinander umgehen. Wehre dem Hass, der Lüge und der Feindschaft unter den Völkern. Nimm uns allen die Angst, damit wir es lernen, vernünftig zu handeln.
Lass die Einsicht unter uns wachsen, dass unser Glück nicht in dem liegt, was wir haben, sondern in der Fülle des Lebens, das du uns schenkst. Lehre uns danken für deinen Reichtum.
Herr erbarme dich unser um Christi willen. Amen.

 

Liebe Gemeinde!
Das kennt jeder von uns: Man fährt so daher mit dem Auto, und dann scheint die Sonne durch die Windschutzscheibe, und wir sehen fast nichts mehr vor lauter Dreck. Vorher haben wir das gar nicht bemerkt. Aber jetzt, wo die Sonne leuchtet, da zeigt sich’s, wieviel Schmutz an der Scheibe hängt. So ist das hier gemeint, wenn ein altes christliches Lied angeführt wird, vielleicht ein Vers aus einem Tauflied:
Aufgewacht, du Schläfer,
heraus mit dir aus dem Grab,
denn Christus will dir leuchten!
Wir können nicht direkt in die Sonne schauen. Das halten unsere Augen nicht aus. Aber wir sehen im Licht. Diese paar Verse aus dem Epheserbrief sind solch ein Licht. Sie lassen uns sehen, wie wir dran sind. Das ist in unserem Kopf, was ist in unserem Herzen?
Wenn wir im Sonnenlicht sehen, wie verdreckt unsere Windschutzscheibe ist, dann können wir anhalten und saubermachen.
So leicht geht das freilich nicht, wo einer sich rufen lässt, und wo ihm Christus leuchtet. Da weiß er wohl: Ich sollte ein anderer sein, aber wie soll das zugehen, dass ich nun auch anders werde?
1. Beginnen wir mit einem Ersten, das wir tun können: Schauen wir zu, wie es bei uns im Kopf und im Herzen aussieht. Sicher, das ist nicht so leicht. Wir machen uns da ja gerne etwas vor. Aber wo das Licht hell leuchtet, da zeigt sich’s, wie wir dran sind. Stimmt das, dass wir uns Unzucht, Unsauberkeit, Geldgier nicht nachsagen lassen müssen, wie sich das für Heilige gehört, auch nicht Zweideutigkeiten, Geschwätz und unanständige Witzeleien? Jetzt kann sich freilich einer wehren und sagen: Das kommt einem halt so. Wenn ich vor mich hinträume, wenn ich dem nachhänge, was mir gefallen würde: Das ist nun einmal reich sein und sich leisten können, was man will. Und zudem, was man sich dann leisten könnte, gehört doch gerade auch die sexuelle Lust. Und weil das Träume sind, will ich mir doch wenigstens einmal durch einen kräftigen Witz Luft verschaffen. Ich gebe den Einwand zu, so ist das. Und wenn einer sagt: Ich bin nun einmal kein Heiliger, dann hat er schon recht. Aber was soll das? Dass da alles voll Dreck ist, das sehe ich selbst, wenn mir das Licht leuchtet. Aber ich will ihn loswerden, diesen Dreck. Wer das nicht will, wem dabei wohl ist, der hat diesen Dreck wohl noch nicht gesehen.
Dafür dankt lieber, das ist das Rezept, das angegeben wird, damit es in unserem Kopf und Herzen sauberer werden kann. Wofür? Wofür wir danken, das sind keine Träume, das sind Realitäten. Ich wüsste da viel zu nennen. Dass auch in diesem Frühjahr die Lerche wieder singt, wenn ich vor die Tür trete. Dass ich einen freundlichen Gruß bekomme, wenn ich den Leuten an meinem Arbeitsplatz begegne. Das dies und jenes läuft, was ich vorhabe.
Das da Licht ist, in dem ich sehen kann, Licht in diesem Wort da, das ich höre, wo ich die Bibel aufschlage und über sie nachdenke. Das ist das Rezept, wie es sauberer werden kann.
2. Aber da ist nun weiter zu fragen. Wer sagt: ich wollte schon lieber danken, statt dass mir solche Träume von Reichtum und Lust und Macht ständig im Kopf herumgehen, aber ich komme nicht dagegen an - wir müssen ihm doch recht geben. Sie kommen ja nicht einfach von innen heraus, diese Wünsche und Träume und Bilder, die uns beschäftigen, die uns nötigen und fesseln. Sie werden uns ja ständig vor Augen gehalten, wo wir gehen und stehen, wo wir eine Zeitung aufschlagen oder unseren Fernseher einschalten, wo wir auf eine Plakatwand blicken oder eine Illustrierte durchblättern. Reichtum und Lust, Geld und Weiber – das springt uns mehr oder weniger deutlich entgegen. Ich kann mich dem nicht entziehen, da wird ja ständig vorgeführt, was das Leben lebenswert macht, und es ist einer der unanständigsten Tricks unserer Reklame, dass sie mit verführerischen Traumbildern arbeitet und uns vormacht: Wenn du dieses Auto kaufst, dann ist das, wie wenn du auch noch das schöne Mädchen gewinnst. Lust wird da vorgetäuscht, um Geld zu machen. Wie soll sich dagegen ein Mensch, und gerade ein junger Mensch, der mit sich und der Welt noch nicht zurechtgekommen ist, wehren?
Das ist eine ernste Sache, eine todernste Sache. Es ist euch doch klar, das dort, wo Christus und Gott regiert, kein unzüchtiger Mensch hingehört, auch kein unsauberer oder geldgieriger - bekanntlich ist das Götzendienerei. Darum die Aufforderung, hier einen klaren Schnitt zu machen. Mit dem allen sollen sich die Christen nicht einlassen. Finsternis – das ist gewesen, aber jetzt ist Licht im Herrn.
Ich sage das nicht so, ich bin ja dazu da, ihnen das nahezubringen, was hier steht. Aber zugleich frage ich mich nun doch: Wie kann das geschehen? Wie kommt einer denn an gegen diese Macht, wenn sie unsere Welt bestimmt? Es muss doch so sein, und wir leben gut und vielleicht sogar gerne in dieser Welt. Wir können sie nicht anders machen – Geld regiert die Welt. Sollen wir denn nun die ganze Zeit mit einem schlechten Gewissen herumlaufen, weil unsere Welt eben so ist, wie sie ist, und wir in dieser Welt leben und in vielem eben mitmachen müssen, wenn wir nicht heraus wollen aus dieser Welt, ins Kloster oder in eine Kommune oder in einen indischen Aschram, wo man einen anderen Lebensstil probiert?
3. Ich muss diese Frage stehen lassen, kann da keine Anweisung geben, wie wir herauskommen aus dem, was nicht gut ist. Wo das Licht leuchtet, da sehen wir, was fruchtbar ist und was fruchtlos. Und wer einmal angerufen wurde und aufgewacht ist, der kann sich nicht mehr beruhigt auf die andere Seite legen und so tun, wie wenn solcher Schlaf das Leben wäre, wo er doch Tod ist. Das ist gut so, ich will das hier doch noch ein wenig ausführen: Der Schmerz ist gut, weil er anzeigt, wo etwas krank und faul ist an unserem Leib. So ist das Unbehagen an der Art, wie wir unser Leben führen, an den Bildern, die unsere Phantasie ausfüllen, an den Wünschen, die wir uns zu eigen machen, gut, weil es uns in Unruhe versetzt, wach macht. Und solche Wachheit lässt prüfen, was dem Herrn gefällt. Der Generalnenner dafür ist die Liebe: Macht es wie Gott; und wie der es macht, das ist durch Christus uns vorgemacht worden.
Ich frage mich jetzt natürlich, ob ich sie mit diesen paar Anweisungen und Andeutungen zum Text gehen lassen kann. Sicher, da ist die Aufforderung zum Dank. Jeder kann jetzt in diesem Augenblick an etwas denken, wofür er dankbar ist. Sicher, das ist der einzige; wenn man einmal gesagt hat, was geschieht, laut und deutlich, hat es seine zwingende Macht verloren. Aber zuerst und zuletzt ist da doch die Liebe, die uns nicht verkommen lässt, sondern ins Licht stellt. Dass wir’s machen sollen wie Gott, als seine lieben Kinder, das kann uns doch nur gesagt werden, weil wir es sind. Und das verdanken wir ihm, der uns gerufen hat und bei sich haben will. Was wir ihm verdanken, wollen wir ihm danken.
Amen.