Erscheinungsfest 1964        Wolfenhausen/Nellingsheim

 

46, 1-5       Herr Christ, der einzig (98)

410, 1-3     Wie schön leuchtet               (257)

216, 5-7     Wach auf du Geist                (54)

410,7         Wie schön leuchtet               (257)

 

Matthäus 5, 13-16

Jesaja 2, 2-5

 

Liebe Gemeinde!

 

Genau das ist es, was unsere Welt nötig hätte: Dass die Völker es endlich lernten, sich nach Gott zu richten, seine Wege zu gehen. Dass sie es lernten, Frieden zu halten; dass sie einen über sich hätten der ihre Streitigkeiten schlichtete, besser, als das allen noch so gut gemeinten menschlichen Bemühungen gelingt. Was dabei herauskommt, das sehen wir ja beispielsweise wieder einmal recht deutlich, wenn wir in der Zeitung lesen, wie es derzeit auf der kleinen Mittelmeerinsel Zypern zugeht.

Das wäre es, was unserer Welt Not täte: Dass die unsinnige Last des Rüstens von den Völkern genommen würde, und sie die Kraft und die Mittel, welche sie jetzt zur Herstellung und Anhäufung von Werkzeugen der Zerstörung anwenden, sinnvoll einsetzen würden, um dem Elend und der Not dieser Welt zu wehren. „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen“ – wir könnten zeitgemäß fortfahren: Statt Kasernen werden sie Schulen und Krankenhäuser bauen, statt Atombomben Kraftwerke, statt Panzern Automobile und Traktoren, statt Uniformen Kleider und statt Maschinenpistolen Schweißapparate – es mag jeder diese List um das verlängern, was ihm gerade einfällt oder notwendig scheint. Sie werden nicht mehr kriegen lernen, sondern arbeiten helfen, pflegen und heilen.

Jawohl: Genau das, was da verheißen wird für die letzte Zeit, genau das ist es, was diese unsere Welt nötig hätte. Jeder sieht das ein – und mancher wird auch darüber klagen, dass es nicht so sei, und andere würden sagen: Das ist eben ein schöner Traum. Wohl, so sollte es sein, aber wie ich die Welt und die Menschen kenne, kommt diese Zeit nie. Oder aber – auch das, und vielleicht gerade das liegt uns nahe, dass wir sagen: Geduld! Jetzt ist eben noch die böse Zeit, die Zeit, wo der Teufel herrscht in dieser Welt. Geduld – es wird anders kommen, bald, ist diese letzte Zeit, wo genau das kommen wird, was hier verheißen wird.

Ich glaube, darin sind wir uns einig, dass wir sagen: Genau das wäre es, was diese unsere Welt nötig hätte. Und dann stellen wir fest, dass es leider Gottes nun einmal nicht – noch nicht – so ist, und finden uns, jeder auf seine Weise, damit ab. Hier dagegen sieht es doch ein wenig anders aus. Da wird nicht zunächst einmal geschildert, was kommen wird, was Gott tun wird, und dann heißt es: Wartet also, leg die Hände in den Schoß. Nein! Da heißt es: „Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Lichte des Herrn.“

Das ist hier die Folgerung aus der Verheißung jenes glücklichen, friedlichen Zustandes, den unsere Welt so notwendig hätte, und der ihr leider Gottes bis auf diesen Tag fehlt. Auf! Tut etwas – fangt ihr an, ihr, die ihr zu diesem Herrn gehört, dessen Weisung die Völker einmal folgen sollen. Auf, tut etwas – kommt, lasst uns wandeln im Lichte des Herrn – damit wir nicht etwa dem Kommen Gottes, dem Erweis seiner Macht, dem Frieden unter den Völkern und dem Heil der Welt im Wege stehen.

Das heißt einmal: Weg mit den Schranken! „Alle Heiden werden herzulaufen und alle Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen.“

Im Lichte dieser Ankündigung, da kann es für uns nur dies geben: Weg mit den Schranken! Weg mit der satten Selbstgenügsamkeit, in der wir sagen: Uns geht es ja gut! Nicht nur in materieller Hinsicht, nein, wir haben ja auch den richtigen Glauben und können nach unserm Tode auf ein ewiges Leben hoffen. Die anderen, die sollen sehen, wie sie auf ihre Weise selig werden, die Heiden, und die Materialisten, die Kommunisten und wer sie immer sein mögen. Und dann kommt es, heimlich oder offen – die faule Frage, ob denn unser Glaube auch wirklich für alle passe, und ob es nicht besser sei, diesen oder jenen, die Japaner oder die Hindus, die Mohammedaner oder die Afrikaner, bei ihrem Glauben zu lassen – da nun einmal unser Glaube eben die Religion des Abendlandes und ein Vorrecht des weißen Mannes sei. O gewiss: Nur selten sprechen wir das wirklich aus, vielleicht denken wir nicht einmal ausdrücklich so, aber praktisch verhalten wir uns alle danach. Wir sind mit uns zufrieden, und die anderen, die kümmern uns nicht.

Auf, lasst uns wandeln im Lichter des Herrn, das heißt zunächst einmal: Weg mit den Schranken! Weg mit unserer Einbildung! Weg mit unserer Selbstzufriedenheit! Weg mit unserer Selbstgenügsamkeit, in der wir uns damit beruhigen, dass wir ja den rechten Glauben haben, und für das Übrige möge dann der liebe Gott gefälligst selber sorgen.

Auf, lasst uns wandeln im Lichte des Herrn! Das heißt weiter: Weg mit unserer Verlogenheit! Weg mit unserer Heuchelei! Weg mit unseren faulen Kompromissen. Wir sagen: Das da, diesen Frieden, dieses Recht, diesen Herrn, von dem der Prophet da redet, den hätte unsere Welt nötig. Stehen wir ihm nicht selbst im Weg, diesen Frieden, diesem Recht, diesem Herrn?

Darum, weil es uns so ganz erst nun doch wieder nicht ist. Das ist doch die große Schande, das ist der offenbare Skandal einer angeblichen Christenheit, dass sie auf ganz anderen Wegen wandelt als auf den Wegen des Gottes Jakobs, dass sie ganz andere Steige geht als die des Willens und Wortes dieses Gottes, dass sie ganz andere Herren hat als diesen einen wahren Herrn. Da ist das Geld, da ist die Macht, da ist der Genuss, das ist die Sorge und Angst, etwas einzubüßen!

Sie kommen, Heiden, Fremde, kommen in die Länder der Christenheit, um zu lernen, um zu arbeiten, um Hilfe zu suchen – immer mehr kommen, und sehen. Ihr wisst wohl, dass sie scharf sehen – und fragen dann: Wo ist denn der Glaube, euer christlicher Glaube, von dem eure Missionare bei uns reden? Wir wollen etwas sehen, wir wollen volle Kirchen sehen, und Liebe und Verstehen, wir wollen Hilfsbereitschaft und Friedfertigkeit sehen! Haben sie nicht recht, wenn sie das alles sehen wollen? Was aber zeigen wir?

Auf, lasst uns wandeln im Lichte des Herrn! Das heißt zum anderen: Weg mit der Verlogenheit. Das heißt: Wir sind dran, wir zuerst, umzukehren, ernst zu machen, diesen unseren Gott gelten zu lassen. Nein! Das ist zu bequem, wenn wir sagen: Erst wollen wir warten, bis die Welt einmal anders ist, dann wollen wir auch anders werden, wollen Gott, wollen sein Gebot, seinen Willen ernst nehmen. Weg mit der Verlogenheit!

Das heißt: Er soll gelten, er allein.

Auf, lasst uns wandeln im Licht des Herrn! Das heißt zum Dritten: Weg mit der Trägheit! Nicht dazu sind wir da, eben zu warten, bis Gott einmal etwas tut. Vielmehr – jetzt sind wir dran. Frage sich jeder, ob er genug getan hat, ob er überhaupt etwas getan hat, um den Berg Gottes hoch zu machen, um den Glauben, um die Wahrheit, zu der er sich bekennt, bekannt zu machen. Gewiss, da wird alle zwei Monate für die Mission gesammelt! Aber es ist noch nicht einmal eine Mark pro Kopf und Jahr, die da bei uns zusammenkommt. Wollen wir so genügsam sein? Weg mit der Trägheit! Dazu gehört, dass wir unseren Geldbeutel ordentlich aufmachen. Und es gehört dazu, dass wir beten – sind wir dabei treu genug? Beten, dass sich die Menschen finden, die hinausgehen, die Weisung unseres Gottes weiterzusagen – mit Worten und mit Taten. Hat sich`s schon einmal einer ernstlich überlegt, ob er nicht selbst dran wäre, hier etwas zu tun? Der Dienst, den sie verlangen, wird ja immer vielfältiger! Nicht bloß den Prediger suchen sie, brauchen sie, nein, auch den Arzt und die Krankenschwester, den Lehrer, den Techniker, den Landwirt!

 

Weg mit der Trägheit! Das heißt, dass wir neu anfangen, zu opfern, zu beten und erst recht zu glauben und zu hoffen.

Vom Teufel ist die Faulheit, ist die Resignation, ist die Angst, wir könnten uns dort schaden, wo wir anderen helfen.

Jawohl – das hätte die Welt nötig, dass es so kommt, wie es der Prophet hier schildert. Sehen wir zu, dass wir dem nicht im Wege sind. Weg mit Schranken, Verlogenheit, Trägheit - kommt, ihr ……

Amen.