13. nach Trinitatis 29.8.1999          Pegnitz

 

EG 440, 1-4 All Morgen

EG 801,15

EG 343,1-4 Ich ruf zu dir

EG 358,1-6 Es kennt der Herr die Seinen

EG 421 Verleih uns Frieden

 

Ep. 1.Johannes 4,7-12

Ev. Lukas 10, 25-37

Predigt Markus 3, 31-35

 

Du unser Gott,

 

der du uns in Jesus Christus berufen hast deinen Willen zu erfüllen,

gib, dass wir deine Liebe begreifen und gerne die Wege gehen, die du uns führst,

durch unseren Herrn und Bruder Jesus Christus, deinen Sohn …

 

Gott,

zu dir gehören wir, weil Jesus Christus uns zu seinen Schwestern und Brüdern berufen hat. Darauf lass uns vertrauen und deinem Willen folgen.

Wir bitten dich für deine Gemeinde an diesem Ort und in aller Welt. Lass sie deine Liebe erfahren und bezeugen.

Wir bitten dich für Völker und Staaten, für alle, die Gewalt erleiden und Macht ausüben. Lass das Recht sich durchsetzen und gib Frieden auch dort, wo noch Hass und Feindschaft herrschen.

Hilf du den Menschen, die durch das Erdbeben in der Türkei betroffen sind. Bewahre sie vor weiterem Schaden und gib ihnen Trost und Zuversicht.

Gib allen Menschen, was sie brauchen, Brot und Arbeit, Heimat und Anerkennung. Wehre der Ausbeutung von Mensch und Natur und bewahre du deine Schöpfung.

Besuche die Einsamen und Kranken, geleite die Sterbenden, tröste die Trauernden.

Gott, stärke unseren Zusammenhalt als deine Familie und führe und zusammen in deinem Reich.

 

Confiteor

Wir sind zusammengekommen, um miteinander Gottesdienst zu feiern.

Vor Gott, der uns besser kennt als wir selbst, bekennen wir, dass wir gesündigt haben durch vieles, das wir getan haben, oder das wir unterlassen haben.

Darum bitten wir: Gott, sei mir Sünder gnädig.

 

Liebe Gemeinde,

 

eine große Familie ist das, auf die Jesus hinzeigt: Siehe, das ist deine Mutter und das sind meine Brüder! Es sind ja nicht nur die, die damals gerade um ihn herum saßen und ihm zuhörten. Vielmehr: „Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“ Eine große Familie ist das. Und wir gehören doch wohl auch mit dazu.

Ich weiß nicht, welche Erfahrungen ihr mit euren Familien gemacht habt. Jedenfalls wenn wir Mildenbergers alle paar Jahre unseren Familientag haben, dann kommen da schon ein paar Dutzend Leute zusammen. Die Geschwister und ihre Ehepartner, die Kinder, die Neffen und Nichten, die Enkel – manche kennt man schon fast nicht mehr muss fragen: Gelt, du bist doch der oder die! Und es kommen ja auch immer wieder ein paar neue dazu, Kinder, oder Freunde, Partner – ich brauche das nicht weiter auszumalen. Zeit ist da, um einander zu reden, sich auszutauschen, zu lachen, vielleicht auch sehr ernsthaft mit diesem und jenem zu sprechen. Zeit ist da auch an die zu denken, die diesmal nicht kommen konnten – und an die, die von uns gegangen sind.

Eine große Familie ist das – auf die Jesus hinzeigt. Wenn ich mir vorzustellen suche, wie das einmal im Himmel sein könnte, dann denke ich manchmal so, wie ein großer Familientag könnte das sein, wo ich sie alle treffen kann: die Schwestern und Brüder, die Mütter und Väter im Glauben. Alle, die einmal dazugehört haben und darum auch weiter dazugehören; große Namen, die ich kenne: Der Kirchenvater Augustin und natürlich Martin Luther und Philipp Melanchthon, oder die Äbtissin Hildegard von Bingen; aber auch andere, der Schulkamerad, der in den letzten Tagen des Krieges noch so jung sterben musste, oder der Afrikaner, der mir vor fast fünfzig Jahren auf dem Missionsfest begegnete, und viele, viele andere. Wir werden dann ja Zeit haben, eine Ewigkeit lang, uns zu begegnen: Wer bist du, wo gehörst du hin! Denn das wissen wir doch auf jeden Fall: Wir gehören alle zusammen, Schwestern, Brüder, Mütter, Väter – die eine große Familie, die sich um unseren Herrn und Bruder Jesus Christus versammelt. So wird das einmal sein – liebe Schwestern und Brüder. Deshalb kann ich euch ja jetzt schon so anreden: Eine große Familie. „Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein  Bruder und meine Schwester und meine Mutter!“

 

Sicher – da kann nun einer fragen: Gehöre ich wirklich dazu? Da heißt es doch: „Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter!“-

Lassen wir uns da nicht irritieren.

Nicht ich mache das, dass ich zu dieser großen Familie Gottes gehören kann. Der Bruder Jesu Christus macht es. Der hat mich dazugeholt. Und wo ich danach frage, ob das auch wirklich so ist, kann ich nach ihm fragen und seine Nähe suchen. Ihr kennt ihn, und könnt mit ihn umgehen, im Gebet und dort, wo ihr euch die Geschichten vergegenwärtigt, die ihn uns nahebringen. Wo ist er mir nahe? Gerade dann, wenn ich danach frage, ob ich denn wirklich dazugehöre, und mich freuen kann auf diesen großen Familientag, wo ich sie alle treffen werde!

Da ist die Geschichte, als die Sadduzäer zu ihm kommen mit ihrer spitzfindigen Geschichte von der Frau, die nach einander den sieben Brüdern gehörte: Wessen Frau soll sie denn dann bei der Auferstehung der Toten sein. Und wollten Jesus damit aufs Glatteis führen und beweisen, dass es mit dieser Hoffnung auf die Totenauferstehung doch wohl nichts sei.

Ich kenne das doch auch: Die Fragen und die Zweifel – wie soll ich mir das denken! Da ist der Bruder Jesus, wie er den Sadduzäern die passende Antwort gab: Gott sagt doch: Ich bin der Gott Abrahams und Gott Isaaks und er der Gott Jakobs. Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden! Da ist er mir nahe, der Bruder Jesus und macht mich gewiss in meinen Zweifeln.

 

So ist er mir nahe, mir und allen, die er einlädt, dass sie zu dieser großen Familie gehören: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. Wenn Jesus da herumzeigt auf die, die um ihn im Kreise saßen: Siehe – das ist meine Mutter und das sind meine Brüder – und dann erläutert er: Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter: Da ist mit diesem Hinweis auf Gottes Willen nicht eine Bedingung genannt, an der ich letztlich scheitern müsste. Vielmehr: Ich will mich in diesen Willen Gottes finden. Gerade da ist er mir doch besonders nahe – in diesem einsamen Gebet im Garten Gethsemane: Nicht was ich will, sondern was du willst!

 

Eine große Familie ist das – und sie kann sich ausrichten an unserem Herrn und Bruder Jesus Christus. Um seinetwillen gehören wir dazu, alle. Um seinetwillen sind wir gewiss in der Hoffnung. Gott, der ein Gott nicht der Toten, sondern der Lebendigen ist, hat uns zu sich geladen, und seinen Willen können wir tun, indem wir nehmen, was er uns gibt, bis zuletzt.

 

So kann ich mir das denken, was uns in der Ewigkeit erwartet – auch wenn das sicher ein sehr menschlicher und sehr irdischer und begrenzter Gedanke ist: Dass ich sie da alle treffen werde wie auf einem Familientag, und wir können uns dessen vergewissern, dass wir zusammengehören und uns mögen.

Doch gerade wenn das so ist, dann ist doch auch das klar: Nicht erst wenn wir uns alle paar Jahre treffen, gehören wir zusammen. Wir kümmern uns umeinander, wir halten Kontakt. Wir fragen: Wie geht es dir? Und wie geht es Kindern und Enkeln? Und hast du etwas von dem Bruder oder der Schwester gehört – der soll es doch gerade nicht besonders gut gehen? Kann man da etwas tun? So ist das in der Familie: Der Zusammenhalt ist keine Selbstverständlichkeit. Wir kümmern uns umeinander und sollten uns nicht aus den Augen verlieren. Wenn man sich bloß noch auf Kindstaufen und auf Hochzeiten und auf Beerdigungen trifft – dann ist es mit dem Familienzusammenhalt nicht mehr weit her. So ist das gewiss mit dieser großen Familie, auf die Jesu hinweist: Der den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter. Sicher, das ist nun sehr weit und allgemein gesagt: Auch in dieser großen Familie gilt es, zusammen zuhalten. Aber auch da hat uns unser Bruder Jesus ja eine sehr schlichte und deutliche Weisung gegeben in der Geschichte vom barmherzigen Samariter, die wir heute als Evangelium des Sonntags gehört haben: Du weißt es schon, wo du am nächsten dran bist – wie es der Samariter gewusst hat.

So ist das mit dieser großen Familie: Hoffnung, Gewissheit, Zusammenhalt.

Amen