21.5.1989 Trinitatis Martin-Luther-Kirche  Büchenbach

 

347,1-3 Lobet den Herren

Intr. 13

109,1-3 Gott der Vater

188,1-5 Nun lob mein Seel

228,3 Lob Ehr und Preis sei Gott

 

Num 6,22-27

 

Du unser Gott,

der du uns erlöst hast durch deinen Sohn und bist uns nahe in deinem Heiligen Geist, wir bitten dich, lass uns deinen Reichtum erkennen, damit wir dich loben mit allen deinen Geschöpfen

durch unserem Herr und Bruder Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.

 

Wir danken dir, du unser Gott, dass du bei uns bist mit deinem Segen. Verlass uns nicht!

Für deine Gemeinde an diesem Ort und in aller Welt bitten wir: Erfülle sie mit deinem Geist, dass dein Wort reiche Frucht bringe und wir deine Herrlichkeit bezeugen in Worten und Taten. Zeig du uns und aller Welt, wie wir den Frieden gewinnen, Gerechtigkeit üben und deine Schöpfung bewahren können.

Für die Völker und Staaten bitten wir: Lass allen Menschen ihr Recht zuteil werden. Hilf denen, die Macht erleiden, und regiere die, die Macht ausüben. Mach der Feindschaft und Zerstörung im Libanon ein Ende und stifte du Versöhnung zwischen den Arabern und Israel, dass wirklich Frieden werden kann.

Wir bitten dich, gib allen Menschen was sie brauchen: Arbeit und Brot, Heimat und Anerkennung. Wehre der Ausbeutung von Mensch und Natur und erhalte die Fülle des Lebens auf dieser Erde.

Besuche die Einsamen und Kranken, geleite die Sterbenden, tröste die Trauernden. Bleibe du allen nahe mit deinem Segen. Amen.

 

Liebe Gemeinde!

 

Gott, der segnet – das ist wie wenn die Sonne aufgeht am Morgen und vertreibt Dunkelheit und Kälte und leuchtet über dem Land. So lässt der Herr sein Angesicht leuchten über dir. Gott, der segnet, das ist wie wenn eine Mutter sich über das Kindlein beugt und nimmt es auf und drückt es an sich, Wange an Wange. So erhebt der Herr sein Angesicht über dich. Gott, der segnet, das ist Fülle und Geborgenheit, es ist Licht und Zuwendung, es ist Nähe und Frieden. Wie sollten wir anders davon reden, als dass wir uns diesem Gott, der uns segnet, wieder zuwenden und ihn loben: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

Ich will ihn loben, diesen Gott, der segnet. Er ist dabei, ist bei mir, ist bei uns, ist denen nahe, die ihn kennen und die ihn nicht kennen. Er ist nahe in der Fülle des Lebens, das er gibt, und in der Geborgenheit, die er diesem Leben gewährt.

Woher lebe ich, wenn nicht von diesem Gott her, der segnet. Fülle und Geborgenheit gewährt er mir. Ich denke an die Menschen, in denen er mir nahe ist, immer er, dabei in meinem Leben.

An meine Frau denke ich, wenn ich an die Fülle und Geborgenheit denke, die er meinem Leben gewährt hat. An meine Mutter denke ich, an meinen Vater. Es war nicht immer einfach; aber es ist gut gewesen. Und ich denke an meine Kinder und an meine Enkel; Fülle und Geborgenheit des Lebens: Mir immer neu zugesprochen und gewährt. „Der Herr segne dich und behüte dich!“

An meine Paten denke ich, durch die meine Jugend reich wurde, und denke an meine Lehrer, die mich in meinem Denken und Glauben mit geformt haben. Ich denke an gute Freunde. Ich denke an viele junge Menschen, denen ich nun Lehrer sein kann:

Wie sollte ich anders als diesen Gott loben, der so bei mir ist, meinem Leben Fülle und Geborgenheit gewährt in diesen Menschen. Fülle und Geborgenheit auch in seinen Geschöpfen, in denen er bei mir ist. Jetzt in diesen herrlichen Frühsommertagen wieder in einer überwältigenden Fülle und Schönheit. Da duftet der Goldlack und der Flieder, da leuchtet der Spierstrauch, über und über bedeckt von weißen Blüten, wenn die Sonne auf ihn strahlt. Da ruft der Grünfink seinen monotonen Triller, und die Grasmücke lässt sich mit ihrem kräftigen Georgel hören. Wie sollte ich anders als diesen Gott loben, der so bei mit ist in der Fülle und Geborgenheit meines Lebens.

Ich darf es fühlen, dieses Leben, wie es in mir pulst. Und kann dazu Ja sagen: Es ist gut so, ist gut, dass ich da sein darf! Wem sollte ich das sonst verdanken als diesem Gott, der da dabei ist. Brauche ich zu sagen, dass es oft auch anders ist? Dass da Angst ist und Sorge, dass da Überdruss ist, Schmerz und Trauer? Dass ich verzage, und genug habe? Dass ich mich sorge um das, was morgen sein wird und in einem Jahr und in zwanzig Jahren? Das sich zurückschrecke vor der Gewissheit, dass ich sterben werde? Es gehört dazu zu der Fülle und der Geborgenheit meines Lebens in dem Gott, der da dabei ist, dass ich auch in solchen bösen Tagen mich auf ihn verlassen darf. Wie sollte ich anders als diesen Gott loben, der mir so nahe ist, dabei ist in dem Leben, das sich in mir fühle? Ich kann es zusammennehmen, dieses Leben, in meiner Erinnerung ist es da. Was gewesen ist, das lässt sich so herholen, und was kommen wird, das lässt sich so vorweg denken. Fülle und Geborgenheit meines Lebens: Wem anders sollt ich sie verdanken als diesem Herrn, der mich gesegnet und behütet hat.

Dieser Gott, der segnet: Licht ist er und Zuwendung: Oft und oft ist mir das zugesprochen worden: Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Fülle und Geborgenheit meines Lebens im Segen Gottes: Das ist ja nicht eine Selbstverständlichkeit, dass ich so reden darf, und das sagen kann, was ich jetzt zu sagen habe, das verdanke ich ja nicht meinen Einfällen, meiner Phantasie. Diese guten Worte des Segens sind mir von diesem Gott zugekommen. Licht ist er und Zuwendung, die mir zeigt wie er es ist, der da dabei ist, in der Fülle meines Lebens. Sein Wort ist bei mir, ich bin bei diesem Wort. Es hat seinen Namen: Der Sohn ist es, der einzige, der geliebte Sohn, mein Heiland und Bruder Jesus Christus. Er: Licht und Zuwendung. „Im Anfang war das Wort…“ frage ich mich: Wie kommst du eigentlich dazu - zu sagen, dass es gut ist? Dein Leben, die Erinnerung, die doch so manches hat, das besser nicht gewesen wäre, viel Dunkelheit und erst recht das, was diese Erinnerung erst gar nicht hoch kommen lässt: Mein Leben ist bei ihm, und in seiner Zuwendung ist mir Gott nahe. Wie sollte ich anders als diesen Gott loben, der so bei mir ist, Licht und Zuwendung in einem.

Gerade dort ist er bei mir, wo es dunkel werden will. Mit Paul Gerhardt kann ich dann singen: „Wo bist du Sonne blieben…“ Und will mich erschrecken, was mir droht, dann kann ich mich trösten damit, dass er, Gott, mein Bruder, bei mir ist als Licht und Zuwendung. „Wenn ich einmal soll scheiden…“ Wie sollte ich anders als diesen Gott loben, der so bei mir ist.

Jetzt ist er bei mir, wie er bei mir war und sei er bei mir sein wird: Gott, der segnet, das ist Fülle und Geborgenheit, es ist Licht und Zuwendung, es ist Nähe und Frieden. Jetzt ist er bei mir, wie er bei mir war und wie er bei mir sein wird, dieser Gott, der segnet. Jetzt, da es mir wohl ist ums Herz und ich mich freue an der Fülle und Geborgenheit meines Lebens – und kann es aussprechen, weil sein Wort mir nahe ist. Gott, der Heilige Geist ist es, der zusammenfügt was mich froh macht, die Fülle und das Licht, Leben und Wort. So ist mir Gott ganz nahe: Der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Wie sollte ich anders, als diesen Gott loben, der so bei mir ist, Nähe und Frieden! Der mir von innen her zuflüstert, was ich gehört habe: Es ist wahr. Gott, dein Vater, der dir die Fülle schenkt und die Geborgenheit, in deiner Lebendigkeit, in den Menschen, in seinen Kreaturen, dass du es fühlen kannst: Gut ist das. Er, Gott selbst, der Heilige Geist, er flüstert es mir zu: So ist das. Wie sollte ich anders als diesen Gott loben! Nähe gibt er mir und Frieden, wie die Mutter, die ihr Kindlein an sich drückt. Will mich der Zweifel umtreiben, Angst, Sorge um das, was kommen wird: Er zeigt mir meinen Heiland, Gott meinen Bruder. Ihm gehörst du – da ist Licht, da ist Zuwendung: „Mein Jesus, meine Sonne gar hell in meinem Herzen scheint.“ Wie sollte ich anders, als ihn loben, meinen Gott, Nähe und Frieden. Und kann gewiss sein: wie er mir nahe gewesen ist – unmerklich oft und dann doch ganz deutlich in den tröstenden, ermahnenden, aufrichtenden Worten, die er mir immer wieder zugeflüstert hat; wie er mir jetzt nahe ist in dieser guten Stunde – so wird er auch weiter bei mir sein. Wie die Mutter das Kindlein nicht verlässt. Wie sollte ich anders, als ihn loben.

Gott, der segnet… Amen.